Peter MacLeod sprach mit zwei Personen aus dem MiTek-Team, die maßgeblich an der Realisierung der komplexen Stahlkonstruktionen in diesem hochautomatisierten Distributionszentrum beteiligt waren.
Wenn Stahl zum Herzstück der Automatisierung wird
Internationale Händler setzen auf Hightech-Logistik – und das verlangt Partnern entlang der Wertschöpfungskette höchste Präzision ab. Für ein weltweit bekanntes Modeunternehmen entwickelte und installierte MiTek die komplette Mezzanin-Struktur, die die automatisierten Systeme in einem der größten neuen Distributionszentren Tschechiens trägt. Das Projekt überzeugte durch seine Dimensionen, den engen Zeitplan und die Vielzahl parallel ablaufender Gewerke – und machte es zugleich zu einem der technisch anspruchsvollsten und lohnendsten Vorhaben in MiTeks jüngster Firmengeschichte.
Das Distributionszentrum in Cheb, Westtschechien, erstreckt sich über rund 120.000 m² und gehört zu den größten Anlagen des Landes. Sieben Hallen, teils mit bis zu vier Ebenen, sind mit modernster Automatisierung ausgestattet, die eine effiziente Lagerung und Verteilung von Modeartikeln ermöglicht. MiTeks Aufgaben reichten von vielseitigen Mezzanin-Lösungen bis hin zu maßgeschneiderten Stahlkonstruktionen für zentrale Technologien – allen voran das AutoStore™-System, das bei Baubeginn zu den größten Europas zählte.

Millimeterarbeit im AutoStore
In den Hallen 1 und 2 erforderte das AutoStore-System eine hochkomplexe Unterkonstruktion: Mezzanine, Tunnel für Fördertechnik, Arbeitsstationen, Nachschubzonen sowie Schachtbereiche für Lifte. Hinzu kamen umlaufende Wartungsstege und Serviceplattformen. Präzision war hier entscheidend: In manchen Bereichen durfte die Abweichung maximal 0,3 mm betragen – etwa die Dicke eines Blattes Papier. Jede Abweichung hätte die Performance der Roboter beeinträchtigen können.
„Anfangs waren die AutoStore-Toleranzen noch nicht klar definiert“, erinnert sich Stephen Nicholas, MiTeks Bauleiter vor Ort. „Der Betonboden musste nachbearbeitet werden, was unseren Start um zwei Monate verzögerte.“ MiTek reagierte flexibel, lagerte bereits gelieferten Stahl extern und passte die Abläufe kontinuierlich an.
„Stillstand war keine Option“, sagt Projektmanager Steve Jewell. „Wir organisierten Zwischenarbeiten für unsere Montageteams und passten Lieferpläne laufend an. Und trotzdem haben wir den Zeitplan gehalten.“ Die Installation der AutoStore-Mezzanine in den Hallen 1 bis 3 wurde im Mai 2024 abgeschlossen.
Maßstäbe, die beeindrucken
Allein das AutoStore-System umfasst rund 12.000 m², über 500.000 Behälter und rund 2.500 Roboter. Doch MiTeks Beitrag ging weit darüber hinaus:
- Halle 3: Mezzanin für automatisierte Hängewarentechnik.
- Halle 4: Zweistöckiges Mezzanin für Förderlinien und Spiralförderer.
- Plattformen auf 4, 9 und 15 Metern Höhe – einzelne Träger wogen über 1,7 Tonnen und erforderten Spezialkrane.
Insgesamt montierte MiTek über 32.000 m² Mezzaninfläche. „Auf neun Metern Höhe mussten wir Spiderkrane einsetzen – anders wäre das aufgrund von Gewicht und Raumhöhe nicht möglich gewesen“, so Nicholas. „Der logistische Aufwand war enorm.“
Jede Halle stellte eigene technische Herausforderungen: Stahlbauten mussten oft direkt mit Fördertechnik gekoppelt oder Hängewarensysteme tragen. Teilweise wurde „von oben nach unten“ gebaut, wobei die Konstruktionen die Last automatisierter Systeme trugen.

Koordination als Schlüssel
Über 20 Gewerke arbeiteten gleichzeitig auf der aktiven Baustelle – von Automatisierern über Elektriker, Brandschutz-Teams und Bodenbauer bis zu HVAC-Spezialisten. MiTek stand im Zentrum dieser Koordination.
„Wir hatten zwei tägliche Meetings: morgens die Tagesplanung, nachmittags die Problem- und Vorschau-Runde“, berichtet Nicholas. „Übersetzer waren in jedem Team im Einsatz – Englisch war zwar die Hauptsprache, aber klare Kommunikation war entscheidend.“
„Auch kulturelle Unterschiede spielen eine Rolle“, ergänzt Jewell. „Feiertage, Sicherheitskulturen, Arbeitsabläufe – man muss flexibel bleiben.“ MiTek setzte konsequent britische Sicherheitsstandards durch – strengere Regeln als üblich, „aber nicht verhandelbar“, so Nicholas.
Bau in Phasen
Die schrittweise Planung und Freigabe der Zeichnungen war essenziell. „Bei Projekten dieser Größenordnung kann man nicht alle finalen Pläne auf einmal herausgeben“, erklärt Jewell. „Wir haben das Projekt in Abschnitte geteilt und phasenweise geliefert.“ Dadurch konnten andere Gewerke parallel weiterarbeiten, während MiTek die nächsten Bereiche übernahm.
„Halle 2 zog sich wegen der Bodenarbeiten etwas“, so Nicholas. „In Halle 1 ging dann alles schneller – alle wussten inzwischen, was sie erwartet, und der Boden lag von Anfang an im Toleranzbereich.“

Globale Standards, lokaler Kontext
Großprojekte leben vom Engagement der Menschen. MiTek stellte ein Kernteam von 16 Personen vor Ort, das in Spitzenzeiten auf rund 30 wuchs. Nicholas war fast zwei Jahre in Tschechien stationiert, Jewell koordinierte aus Großbritannien und reiste regelmäßig an.
„Man muss den regionalen Kontext verstehen“, sagt Nicholas. „Jedes Land hat andere Sicherheitsvorschriften, Baugesetze und kulturelle Eigenheiten.“ So mussten etwa Erdbebenbemessungen berücksichtigt werden – in der UK-Praxis selten, in Zentral- und Südeuropa Standard.
Von Personalplanung über Etappierung bis zur Materiallogistik war alles auf Flexibilität ausgelegt. „Wenn eine Phase pausierte, planten wir um. Wenn andere Gewerke Vorrang hatten, erteilten wir Teilfreigaben. Man muss mehrere Schritte vorausdenken“, betont Jewell.
Das Projekt zeigt MiTeks Wandel vom Mezzaninlieferanten zum strategischen Integrationspartner für automatisierte Logistik. Statt bloßer Lagerflächen entstanden tragende Strukturen für Roboter, Fördertechnik, Hängewarensysteme und Vertikalförderer – komplett kundenspezifisch.
Drei Lektionen für Großprojekte
Stephen Nicholas und Steve Jewell fassen den Projekterfolg in drei Punkten zusammen:
- Sprache zählt: Lokale Sprachkenntnisse oder professionelle Übersetzer verhindern Fehler.
- Regulatorische Unterschiede kennen: Sicherheitsregeln, Normen und selbst Feiertage variieren stark und müssen früh berücksichtigt werden.
- Beziehungen aufbauen: Technische Lösungen sind nur ein Teil des Erfolgs. Menschen, Prioritäten und das Zusammenführen unterschiedlicher Interessen sind entscheidend.
Nach dem Erfolg in Cheb setzt MiTek das Konzept derzeit für denselben Kunden in Polen um – mit neuen Rahmenbedingungen, Teams und regulatorischen Anforderungen.
Eines ist klar: MiTek liefert Stahlkonstruktionen, die moderne Lagerautomatisierung erst wirklich leistungsfähig machen.
